Etwas unfreiwilligerweise haben wir einen neuen weißen Dekorputz ausprobiert. Wir hatten für die Außenwand im Badezimmer nicht mehr genug Feinputz, wollten am Wochenende aber ganz gerne die letzte Lehmwand auch fertig machen. Da wir bei unserem örtlichen Baustoffhändler aber nur farbigen Feinputz bekommen, und wegen einem Sack nicht weiß Gott wo hin fahren wollten, kauften wir dort einen Sack weißen Feinputz. Damit hatten wir bei der Sanierung des Schlafzimmers ja schon ganz gute Erfahrung auf glatter Fläche gemacht.
Beim Anrühren kam mir die weiße Lehmmasse schon so verdächtig körnig vor, und Basti hat erst mal geflucht beim Versuch ihn dünn aufzuziehen. Ich habe dann übernommen, verputze ja bekanntlich ganz gerne. Und ja – durch die vielen Steinchen hat man sich gerne den Lehm wieder weggekratzt und kein so glattes Bild hin bekommen wie man es bei dem feinen Feinputz gewohnt ist, aber es ging. Problematisch wurde es nur dann, als der Putz einfach nicht anziehen wollte, wir aber noch eine Verabredung hatten, die wir auch nicht platzen lassen wollten! Waren die Mädels doch endlich Rotznasenfrei und warteten schon sehnsüchtig darauf die neuen Babys nach fast zwei Monaten endlich kennenzulernen.
Reiben ging also bevor wir das Haus verließen auch nach über zwei Stunden noch nicht (zum Vergleich – bei „normalem“ Feinputz muss man direkt loslegen zu reiben wenn man den Putz fertig aufgezogen hat), und wunder was, als wir ein paar Stunden später wieder zu Hause waren, war der Putz eigentlich schon zu trocken um die Kanten mit dem Schwamm zu glätten, wie wir es sonst immer tun. Der Versuch mit dem Reibebrett (was bei uns irgendwie nie klappt ohne die Wand wieder zu zerstören) hat auch dieses Mal erst nicht geklappt, mit ordentlich besprühen der Wand mit Wasser dann aber doch. Doof war, dass ich mich an der einen Seite schon mit dem Schwamm abgemüht hatte, und Basti dann an der anderen Seite mit dem Reibebrett erfolgreicher war. Die Seite von ihm ist echt noch schön geworden, aber der Unterschied ist jetzt einfach ziemlich gut zu sehen! Und ausgerechnet in der Mitte, genau dort, wo man drauf schaut wenn man die Türe zum Badezimmer rein kommt, ist eine ziemliche Kraterlandschaft, die wir nicht mehr wegreiben konnten. Weder mit dem Schwamm, noch mit dem Brett.
Am nächsten Tag wollte ich dann doch genauer wissen, ob wir wirklich bekommen hatten, was wir wollten, oder was sonst in dem Sack drin war. Und natürlich – das Kreuzchen war in der Spalte „Steinputz“ bei schneeweiß, nicht in der Spalte „Feinputz“.
Lessons learned
Die Lehren, die wir aus der etwas misslungenen Geschichte ziehen:
1. Schau genau auf die Ware, die du kaufst. Nur weil du Feinputz bestellst und bezahlst, heißt es nicht dass es auch Feinputz ist.
2. Nimm dir nichts vor wenn du eine Wand verputzt hast, um auf jeden Fall den richtigen Zeitpunkt zum Reiben abpassen zu können.
Wir haben die Wand jetzt obwohl sie ja eigentlich schon weiß war nochmal mit Lehmfarbe überstrichen, so sind die Steinchen, die teilweise „sauber“ gerieben wurden wieder weiß, und die Unebenheiten fallen (zumindest wenn das Licht nicht so schön von der Seite durchs Fenster leuchtet) gar nicht mehr so sehr auf. Wir werden es jetzt erst mal so lassen. Und falls wir uns auch nach einiger Zeit noch an der „charakterstarken Wand“ stören, können wir sie ja nochmal dünn mit Feinputz überputzen.